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Risiko von Tsunamis in Tunesien: Was Sie wissen sollten

Ein massiver Erdbebenschwarm hält seit dem 24. Januar 2025 die Region um die beliebte griechische Ferieninsel Santorin in der Ägäis in Atem. Einwohner fliehen aus Angst vor einem großen Beben von der Insel. Im Netz wird die Frage diskutiert, ob Tunesien, ein Anrainerstaat des Mittelmeers, vor Tsunamis sicher ist. Diese Frage verdient eine gründliche Analyse, denn das Risiko ist zwar gering, aber nicht völlig Null.

Entgegen der landläufigen Meinung gilt Tunesien nicht als ein Gebiet mit hohem Tsunami-Risiko. Rein rechnerisch ereignet sich ein verheerender Tsunami pro Jahrhundert im Mittelmeer. Geologische und archäologische Untersuchungen sowie historische Überlieferungen zeugen allerdings von gewaltigen Tsunamis, die Tausende an Menschenleben forderten und Regionen unbewohnbar machten. Seismischen Aktivitäten konzentrieren sich überwiegend auf das östliche Mittelmeer und die Ägäis (Griechenland, Türkei) sowie Süditalien rund um Sizilien, wo kürzlich bisher unbekannte unterseeische Vulkane nachgewiesen wurden. Tsunamis im Mittelmeer sind deshalb so gefährlich, da nur eine kurze Vorwarnzeit besteht, egal wo sich ein unterseeisches Beben ereignet, ein eventueller Tsunami hat nach max. 57 Minuten eine der Mittelmeerküsten erreicht.

Zum Thema: Die Geschichte der Tsunamis im Mittelmeer

Das verhältnismäßig geringe Risiko ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen:

  • Mäßige seismische Aktivität: In Tunesien ist die seismische Aktivität relativ gering. Erdbeben mit hoher Magnitude, die Tsunamis auslösen könnten, sind selten.
  • Geografie des Mittelmeers: Das Mittelmeer ist aufgrund seiner begrenzten Größe und Tiefe weniger geeignet für die Entstehung von Tsunamis als die Ozeane.
  • Keine großen Verwerfungen: Die tunesische Küste liegt nicht in der Nähe großer tektonischer Verwerfungen, was das Risiko großer Unterwasserbeben verringert.

Es ist jedoch entscheidend zu betonen, dass es kein Nullrisiko gibt. Kleine Tsunamis könnten theoretisch auch in Tunesien auftreten, insbesondere wenn es in einer benachbarten Region, wie in Griechenland oder Italien, zu einem schweren Erdbeben kommt.

Historische Präzedenzfälle
21. Juli 365: Obwohl sie selten sind, haben Tsunamis die tunesische Küste in der Vergangenheit bereits heimgesucht. Der größte von ihnen war der Tsunami im Jahr 365, der angeblich Tausende von Menschenleben forderte. Das Erdbeben vor Kreta 365 n. Chr. war ein unterseeisches Erdbeben im östlichen Mittelmeer, dessen nachfolgender Tsunami im Morgengrauen des 21. Juli 365 Zerstörungen in den Küstenregionen Zentral- und Südgriechenlands, Libyens, Ägyptens, Zyperns und Siziliens anrichtete. Das Epizentrum wird heute in der Nähe Kretas angenommen; die Stärke des Bebens dürfte bei einer Magnitude von 8 oder höher gelegen haben.
Archäologen vermuten nach Untersuchungen an der Küste vor Hammamet auch, dass Teile des historischen Neapolis (heute Hammamet) durch ein katastrophales Erdbeben mit nachfolgendem Tsunami, das sich etwa in der Mitte des vierten Jahrhunderts nach Christus ereignet hätte, vom Wasser überflutet worden sei. Dieser Tsunami folgte wahrscheinlich auf das Erdbeben vor Kreta vom 21. Juli 365 n. Chr. und sorgte für Zerstörungen in weiten Teilen des Mittelmeerraumes.

Siehe auch: Neue Forschung zum verheerenden Mittelmeer-Erdbeben im Jahr 365 n. Chr

21. Mai 2003: In jüngerer Zeit, im Jahr 2003, erreichte ein Tsunami die Küste von Bizerte und verursachte nur geringe Schäden. Am 21. Mai 2003 kam es um 18:44 Uhr UTC (19:44 MEZ) im Meer etwa 20 km nordöstlich von Boumerdès, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Boumerdès, zu einem Erdbeben der Magnitude Mw 6,8. Durch die Folgen des Bebens starben in Algerien 2.266 Menschen.
Durch die Schockwellen wurde ein Tsunami ausgelöst, der mit 300 km/h durch das Mittelmeer zog. 54 Minuten später, um 20.45 Uhr, zog sich an den Küsten des Balearen-Archipels, der etwa 272 Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt, das Wasser bis zu 150 Meter zurück. Kurz darauf rollten zwei aufeinanderfolgende, circa zwei Meter hohe Wellen heran und überschwemmten die Strände und einige Strandstraßen. Eine Tsunami-Welle wurde auch an der spanischen Küste von Alicante, Castellon und Murcia beobachtet.

Am Donnerstag, den 18. März 2021 kam es in der Nacht um 1:04 Uhr in Algerien zu einem starken Erdbeben (M6.0) nahe Bejaia. Es gab mindestens 17 Verletzte. Mehrere Beschädigungen wie rissige Wände und eingestürzte Innenwände wurden gemeldet.
Die Erschütterungen konnten auch in Tunesien verbreitet verspürt werden. Ausläufer des Erdbebens erfassten auch Mallorca und Sardinien. An der Küste von Mallorca wurde ein kleiner Tsunami registriert. Auch auf anderen Balearen-Inseln, auf Sardinien und am spanischen Festland kamen kleine Wellen an. Die maximale Amplitude lag bei 14 Zentimetern. Zu Schäden kam es nicht.

Diese Ereignisse sind zwar nicht häufig, erinnern aber daran, dass Tunesien nicht völlig immun gegen diese Art von Naturkatastrophen ist.

Prävention und Information: die Schlüssel zur Sicherheit

Angesichts dieses Risikos ist es unerlässlich, wachsam zu bleiben und sich vorzubereiten. Hier einige Maßnahmen, die Sie ergreifen können:

  • Sich auf dem Laufenden halten: Verfolgen Sie die Informationen und Warnungen, die von den zuständigen Behörden, insbesondere dem Nationalen Institut für Meteorologie und dem Zivilschutz, verbreitet werden.
  • Die Risikogebiete kennen: Identifizieren Sie die Küstengebiete, die am stärksten von Tsunamis bedroht sind.
  • Wissen, was im Falle einer Warnung zu tun ist: Bei einer Tsunami-Warnung sollten Sie sich schnell von der Küste entfernen und sich in höher gelegene Gebiete flüchten.

Das Tsunami-Risiko in Tunesien ist gering, sollte aber nicht ignoriert werden. Es ist wichtig, informiert zu bleiben und sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Prävention und Information sind der Schlüssel zur Sicherheit der Bevölkerung und zur Verringerung der Folgen eines möglichen Tsunamis.

Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Erdbeben_vor_Kreta_365
https://de.wikipedia.org/wiki/Erdbeben_vor_Algerien_2003
Juskis Erdbebennews